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Blut und Waffen (XXVIII)



Phoenixclaw lehnte sich geschafft an eine Wand. Sie musste sich mittlerweile in der Nähe der Docks befinden, aber wahrscheinlich gerade deswegen kamen immer mehr Rohlinge und Banshees in ihre Richtung. Sie hatte inzwischen unzählige Husks zerfleddert und mit den verschiedensten Methoden zerrissen, doch es wollte einfach nicht aufhören. Aktuell waren ihre Kampflanze und die Kondensatoren ihrer Rüstung überlastet und somit kaum zu gebrauchen.
SilverEVI… irgendjemand… kommt, bitte…“, stöhnte sie außer Atem und schlug einem heranstürmenden Husk den Kopf ab.
„Ich sehe zwei Banshees und mehrere Rohlinge, die in Ihre Richtung unterwegs sind.“, meldete die lokale EVI-Kopie.
„Scheiße. Ist die Blitzkanone einsatzbereit?“
„Ja, wenn die Kondensatoren sich erholt haben.“
Sie schlug gegen die Wand und blickte sich um, dann aktivierte sie die Abyss-Klinge und die Tech-Sensen ihres rechten Armes, klammerte sich an die Kampflanze fest und rannte in die nächsten Husk- und Kannibalen-Horden.
Sie kämpfte tapfer gegen diese Viecher, rammte die Sensen oder die Klinge in deren Leiber, zerriss sie, zerschnitt sie oder verteilte bei Berührung tödliche Elektroschocks. Nachdem sie dem letzten Marodeur den Kopf eintrat, stand sie schwer atmend in den Unmengen an Leichen und musste sich auf die Lanze stützen.
„Die Banshees und Rohlinge sind da. Die Kondensatoren im rechten Arm sind aufgeladen.“
Phoenixclaw stöhnte auf als sie die nächste Welle bestehend aus den zwei Banshees und drei Rohlingen sah. Sie hatte bald keine Kraft mehr, so sehr sie auch von der Rüstung und ihren Implantaten unterstützt wurde. Trotzdem riss sie sich nochmal zusammen und streckte den rechten Arm aus, dann aktivierte sie die Generatoren. Die Panzerungsplatten stellten sich in mehreren Ringen auf und ringförmig darum begangen Blitze zu zucken. Vor ihrer Handfläche bildete sich eine gleisende Sphäre.
„Geht mit aus den Weg!“, rief sie und schleuderte die Blitzsphäre weg.
Als sie die vorderste Banshee traf explodierte sie und ein heller Lichtschein blendete Phoenixclaw. Nachdem er weg war, fehlte von den Banshees und den Rohlingen jede Spur, außerdem waren runde Abdrücke an den Wänden, im Boden und der Decke. Sie zeigten die Stellen, an denen sich die Blitzsphäre in das Material fraß.
„Wie weit bin ich noch von den Docks entfernt?“
„Nur noch 500 Meter.“
„Was?! Aber ich bin doch schon… Man, wieso unterschätz ich die Größe von so Stationen immer? Ist wenigstens noch irgendwas da?“
„Ja, zwei Shuttle und eine Fregatte.“
„Hoffentlich schaffe ich es dorthin.“
„Das hoffe ich auch. Es kommt eine weitere Welle auf Sie zu!“
Phoenixclaw stöhnte nochmal und machte sich dann bereit.

„Man, ich kann in diesem System nichts orten!“, klagte Silver frustriert und schlug auf seine Konsole.
„Das ist keine Entschuldigung dafür meine Einrichtung zu schlagen.“, entgegnete EVI.
„Ja, tut mir leid. Ich versteh nun warum Bak’kahma sich eine Station in diesem Doppelstern-System gekauft hat. Die Strahlungssignatur der beiden Sonnen ist extrem ungewöhnlich und stört sämtliche normale Kommunikationsversuche, sowie LADAR und Sonar. Würde ich den Planeten da hinten nicht sehen, ich würde gar nicht wissen das er da ist.“
„Ich verstehe die Aufregung. Aber die Kurzstrecken-Sensoren funktionieren und genau genommen ist es kein Doppelstern-, sondern ein Tristern-System.“
„Wie auch immer. Das heißt ich muss blind durch das System fliegen. Klasse. Funktioniert wenigstens das Tarnsystem?“
„Die visuelle Tarnung? Nein, die Strahlung der Sonnen stört sie, aber gleichzeitig verhinderen sie auch unsere Ortung. Unsere Tarnsysteme sind also überflüssig. Sobald wir allerdings nah genug an ein Schiff oder die Station kommen, werden uns deren Kurzstrecken-Sensoren erfassen, genau wie die unseren sie.“
„Na dann. Phoenix, noch ein klein wenig länger!“

Phoenixclaw stand auf dem Rücken eines Rohlings und stieß mit der Abyss-Klinge zu, da sich der Rohling aber bewegte um sie abzuschütteln, ging es daneben. Die Abyss-Klinge fuhr zwar trotzdem in das Gewebe des Rohlings und tötete ihn, brach dann aber ab. Sie sprang runter und organisierte sich neu.
„Mist. Wo bleiben die eigentlich?! Bin ich wirklich auf mich alleine gestellt?!“, fluchte sie und rannte mit Wucht in einen Marodeur rein.
Einen anderen gab sie einen deftigen Tritt ins Gesicht, womit der erste auf den Rücken fiel und von den Stacheln ihrer Flügel aufgespießt wurde. Sie richtete sich schnell wieder auf, bevor sich vier Husks auf sie stürzen konnten und rammte den zweiten Marodeur ihre Tech-Sensen in den Bauch.
Ihre Kräfte waren mittlerweile aufgebraucht und auch die Rüstung lud sich nun permanent auf, da sie die Energie sofort wieder abfeuerte.
„Wie weit noch?“
„200 Meter.“
Phoenixclaw schrie auf und stürzte sich auf einen weiteren Marodeur. Wenn sie ihre ganzen verbliebenen Kräfte für eine letzte große Aktion aufsparte und konzentrierte, könnte sie eine Art Super-Nova auslösen, was aber auch ihren Tod bedeuten würde. Das wäre der letzte Ausweg…
„Bitte… irgendjemand…“, meinte sie, während sie wie ein Dämon durch die Reaper-Kreaturen pflügte.

Silver flog immer noch relativ ziellos durch das System, als plötzlich die Kurzstrecken-Sensoren das markante Profil einer baktaru-Station anzeigten. Die Station sah von außen immer noch original aus: Ein mittlerer Turm, der von zwei kleinen und in der Mitte einen großen Ring umgeben war, welche mit grazilen Bögen gestützt wurden.
„Das muss sie sein!“, erkannte Silver und flog schnell hin.
„Warte noch! Ich orte Reaper-Präsenz!“, warnte EVI, doch da war Silver bereits in Fahrt.

Phoenixclaw hatte die nächste Welle erfolgreich niedergemetzelt und lehnte erschöpft an einer Wand. Sie blickte durch das Fenster auf die zwei Sonnen und versuchte irgendwie das Brennen ihrer Muskeln zu ignorieren.
„Ich bin so was von am Arsch… Seit einer Stunde kämpfe ich ununterbrochen gegen diese Scheißviecher… Das ist noch schlimmer als das N7-Training. Ich kann nicht mehr…“, sprach sie verzweifelt und kraftlos.
„Sie sind bald bei den Docks. Halten Sie durch!“, versuchte EVI sie zu ermutigen.
Phoenixclaw zog sich an der Wand hoch und stützte sich auf die Kampflanze. Lange hielt sie das nicht mehr durch. Wenn das vorbei war, würde sie sich wahrscheinlich ähnlich schlimm wie nach der N7-Prüfung fühlen und da war sie völlig kaputt, körperlich wie nervlich.
Plötzlich tauchte vor dem Fenster ein Schiff auf.
Als Phoenixclaw es sah, gaben ihre Beine nach.
„Oh Phoenix! Ich war noch nie so dankbar dich zu sehen!“, rief sie und rappelte sich wieder auf.
„Verbindung zur Kern-KI wieder aufgebaut. Admiral Phoenixclaw, sind Sie wohlauf?“, fragte EVI.
„Nein. Holt mich aus dieser Hölle raus!“, antwortete sie und schaute sich panisch nach weiteren Reaper-Kreaturen um.
„Wie viel Energie steht Ihnen noch zur Verfügung? Der gesamte Dockbereich ist voll mit Reaper-Kreaturen und es ankert sogar ein Reaper dort! Wir können nicht landen oder einen Rettungstrupp schicken!“, wollte EVI weiter wissen.
„Ich bin am Ende. Tut irgendwas, sonst könnt ihr mich vom Boden kratzen!“
„Phoenix, EVI hat recht! Wir können nicht auf die Station! Hast du eine Möglichkeit da raus zu kommen?“, fragte Silver verzweifelt, da jeder Versuch den Dockbereich zu säubern ein Selbstmordkommando war.
Phoenixclaw war auf die Knie gefallen. Nun sah sie endlich ihr Schiff und hatte trotzdem keine Möglichkeit drauf zu kommen. Sie konnte zwar die Soldaten losschicken, aber selbst die Turianer wurden in Zugstärke dezimiert.
„Phoenix, irgendwelche Ideen?“, fragte Silver.
„Ich pass nicht durch die Luftschächte und mir steht nur noch die Reserveenergie des Anzugs zur Verfügung… Ich kann also nicht das Fenster zerstören und durchkommen. Tut mir leid, es gibt dann nur noch einen Weg…“, flüsterte sie leise und von der letzten Möglichkeit erschlagen. „Beschießt die Station. Zerstört sie.“
Silver ballte seine Hände zu Fäusten zusammen.
„Was?! Das kann nicht dein Ernst sein! Wir sind hier! Wir können dir helfen! Vielleicht schaffen wir es ein Loch…“
„Nein, schau dir doch mal ganz genau die Station an. Damit sie hier sein und die Leute ohne Probleme drauf leben können, braucht sie starke Schilde. Man kann diese nur mit starken Waffen durchdringen, und die zerstören die Station. Also mach es. Meinen Segen hast du.“
„Nein! Phoenix, es muss einen anderen Weg geben!“
Phoenixclaw schaute nochmal zur Phoenix, die im Licht der roten Sonne und der goldenen Sonne majestätisch funkelte.
„Ich muss Commander Metal rechtgeben. Es gibt sicher noch einen anderen Weg. Ich scanne die Station.“, fügte EVI bei.
Phoenixclaw schüttelte nur den Kopf:
„Den gibt es nicht. Wenn die Docks überlaufen sind komm ich mit der Restenergie nicht durch. Mein ganzer Körper will nicht mehr. Und ich weiß, dass die Reaper es eh nur auf mich abgesehen haben. EVI, Notaktivierungscode A013-Omega. Tu es, das ist ein Befehl.“
„Phoenixclaw…“, flüsterte EVI, während das erweiterte Notprotokoll gestartet wurde. Ihre Gefühle wurden damit übergangen, damit Befehle ausgeführt werden können, denen ihre Ethik und ihr Gewissen im Weg stehen.
„Notprotokoll erfolgreich gestartet. Antimaterie-Partikelstrahl aktiviert.“, sprach sie als nächstes, das Hologramm wechselte ins rote und bekam strengere Gesichtszüge.
„Nein!“, rief Silver und versuchte es zu verhindern, da feuerte EVI.
Phoenixclaw sah es wie in Zeitlupe. Blau bildete sich ein gewisser Nebel um die Phoenix, ehe aus dem Hauptgeschütz ein gleißend blauer Strahl schoss und auf die Station zu kam. Das Schild gab schnell nach, worauf der Strahl in die Station, direkt neben ihr und so in eine neue Husk-Welle einschlug. Sie schloss nur die Augen und wartete. Dabei flüsterte sie:
„Ich bin frei wie ein geschlüpfter Phönix. Meine Flügel leuchten in den Farben des Lebens, meine Seele strahlt wie ein Stern und in meinem Herz brennt das Feuer der Wahrheit. Ich bin von niemand der Sklave und werde es auch nie sein. Nach meiner langen Reise kehre ich nun zu dir zurück, Mutter…“ Eine Druckwelle erfasste sie.

„Nein!“, kreischte Silver nur und versuchte EVIs Befehlsprotokolle zu umgehen, da hatte sich der Strahl durch die gesamte Station gefressen und den Energiekern getroffen. Von innen heraus explodierte sie, während sich die Antimaterie weiter durchfraß.
„Notprotokoll gestoppt.“, meldete EVI, worauf das Hologramm wieder seine normale Farbe annahm und sie zusammenbrach.
„Dieses verfluchte Protokoll!“, jammerte sie als nächstes.
„Wie hat sie den Aktivierungscode herausgefunden?!“
„EVI, du wolltest das auch nicht?“, fragte Silver traurig und verwundert.
„Warum sollte ich das wollen?! Ich kann das mit meinen Gewissen nicht vereinbaren!“, entgegnete EVI und… weinte.
„Schnell! Scanne nach Lebenszeichen!“, meinte er.
EVI schüttelte den Kopf.
„Da ist nichts. Alles erloschen. Alle tot. Mit etwas Glück hat sie sämtliche indoktrinierten Dak’ratur mit in den Tod gerissen.“
„Sag so was nicht! Das ist Phoenixclaw! Irgendwo muss sie doch sein! Sie kann nicht… sie kann einfach nicht…“
„Ich wünschte, ich hätte meine alten Gefühle wieder. Ich wünschte, ich hätte meinen Körper wieder; dann könnte ich jetzt richtig trauern, das alles erfassen... Es verkraften.“, flüsterte EVI nur.
Silver wischte die Tränen weg.
„Nein, ich weiß, dass sie irgendwo da draußen ist! Such weiter!“
„Aber…“
„Wie kannst du einen präzisen Scann machen, wenn die Strahlung uns so stark blockiert? Wahrscheinlich ist sie von uns zu weit abgetrieben worden! Die Shuttles und Jäger sollen raus und alles in der Umgebung genau abscannen!“, meinte Silver und verkniff sich weitere Tränen.
„Aber… Verstanden. Ich gebe den Befehl weiter.“
„Danke… EVI… Auch wenn du mir vielleicht nicht glaubst, aber… wenn du das hier schaffst, werde ich eine EVA-Einheit für dich holen. Ich merke wie du gerade leidest, wie du dich am liebsten an jemanden klammern möchtest. Ich will dir diese Gelegenheit geben. Aber davor soll Phoenixclaw wieder hier sein.“, flüsterte er, nun doch wieder unter Tränen.
EVI schaute auf ihn und meinte:
„Ich weiß das schon länger. Aber danke für das Angebot. Ich suche sie. Wir alle suchen sie. Shuttles, Jäger und Drohnen sind unterwegs. Wenn sie noch irgendwo da draußen ist, werden wir sie finden.“
„Wie sollen wir ohne sie den Krieg gewinnen?“, fragte er weinend.
EVI hatte sich abgewandt und wollte gerade verschwinden, da antwortete sie:
„Gar nicht.“


Während dieses Zwischenfalls ging ein paar hundert Parsec weiter eine Welt namens Thessia unter und mit ihr die Asari. Phoenixclaws Verschwinden gefährdete den Angriffsplan der Föderation und somit das Kriegsende. Und auch die Citadel-Gemeinschaft war wegen dem Untergang von Thessia paralysiert und für die Reaper nun besonders angreifbar. Für diesen Moment sah es so aus, als würden die Reaper gewinnen und nicht wenige stimmten dieser Ansicht zu…

Ende von Kapitel XXVIII

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