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Wege zum Sieg (XII)


„Hm... Ich muss aufhören diese Scheißdinger zu unterschätzen. Das mit dem Signal war eine geniale Idee um die Lahmlegung ihres Schiffe effektiv zu nutzen. Da ich aber weiterhin Nachrichten von der Normandy bekommen, hat sie diesen Zwischenfall wohl überstanden. Sorgen macht mir mehr dieser Umstand.“, erklärte Phoenixclaw und ging um einen Projektionstisch herum.
Es war eigentlich tiefste Nacht. Selbst die Nachtschicht konnte sich momentan gerade so auf den Beinen halten. Trotzdem hatte Phoenixclaw auf die Schnelle eine Besprechung gefordert, da die Ergebnisse einfach zu mächtig waren.
„Tja, wem sagst du das? Meinst du, die Reaper könnten dafür verantwortlich sein?“, fragte Mistral nachdenklich.
„Na hoffentlich nicht. Soweit ich mittlerweile weiß, hat unser großer Auftraggeber Techtron seine Basis tief im Inneren des Omega-Sektors. Da kommt es nicht gut, wenn die nächsten Nachbarn Reaper oder Kollektoren wären. Es ist aber wahrscheinlich so.“, antwortete Phoenixclaw und schaute auf die Galaxie-Karte.
„Der Omega-Sektor, beziehungsweise der Omega-Bereich, ist das letzte leere Loch. Außer den Altairs, die wohl neben einigen Station auch Planeten außerhalb der Kolonialvereinbarung besitzen sollen, siedelt dort niemand. Es kann niemand ohne die entsprechende Technik dort Leben. Selbst das Navigieren per Schockkoordinaten ist extrem schwierig. Eine Stelle zu wenig, zu viel oder falsch berechnet und man landet in einer Sonne oder einem schwarzen Loch.“, erzählte Tensagi nachdenklich.
„Commander, Sie meinten die Abstergo-Station, oder?“, fragte Marak.
„Genau.“, antwortete Phoenixclaw und dachte weiter nach.
„Hm... Warum hält sich Techtron dann so zurück? Spätestens, als er oder eins seiner Teams davon erfahren hatte, hätte er doch mit einer Flotte kommen und uns die Arbeit abnehmen können.“, dachte Marak laut, was die anderen ebenfalls ins Grübeln brachte.
„Genau das kann er eben nicht. A: Will er wahrscheinlich meine Fähigkeiten und meinen Nutzen testen. B: Befindet sich ein anderer Commander ebenfalls auf der Jagd nach den Kollektoren, und diesem kann er ja auch nicht einfach seinen Existenzgrund nehmen. Und C: Das plötzliche Verschwinden einer irgendwie ungeliebten und gefürchteten Rasse ohne Gründe kann sowohl Legenden, wie auch Ängste schüren. Was in den instabilen Teilen der Citadel- und Erd-Allianz-Gebiete auch nicht gerade gut kommt.“, gab Phoenixclaw zu bedenken.
„Ich... uh... können wir das auf morgen verschieben? Es ist zu spät, mein Hirn kann das alles momentan nicht aufnehmen. Tut mir leid.“, meinte Mistral und gab auf.
„Ich weiß, ich weiß, es ist spät aber“ Phoenixclaw schaute sich um. „Ok. Wegtreten.“
Ihre Squadmitglieder dankten es ihr und wankten los. Nur Seraphim blieb noch kurz stehen und meinte zu Phoenixclaw:
„Schwächlinge, findest du nicht auch?“
Phoenixclaw ordnete ihre Notizen entgegnete:
„Nur Mistral hat in der Allianz gedient, und auch nur als Ärztin/ Wissenschaftsoffizier-Verschnitt. Sie hat, anders als wir, keine 90 Stunden Tage gehabt. Von den anderen weiß ich gar nicht wie lange sie im Kriegsdienst am Stück dienen mussten.“
„Naja, die 90 Stunden die uns von Newman abgenötigt wurden waren auch sehr grenzwertig. Aber wenn man bedenkt, dass du relativ jung auf Omega eine heftige Schlägerei austragen musstest, ist das wohl für dich ein Kinderspiel, oder?“
Phoenixclaw lächelte und folgte Seraphim zur Tür:
„Weißt du, ich hab praktisch Überstunden gemacht. Schon vor der Sache mit den „seltsamen“ Schiffen. Schade ist nur, dass ich sie nie abfeiern konnte.“
Seraphim stieß ihr mit ihren Ellenbogen leicht in die Rippen.
„Kannst du eigentlich Silver überwachen?“, fragte Phoenixclaw nun aus heiterem Himmel.
Seraphims leichtes Grinsen erstarb.
„Wieso?“
„Laut EVIs Aktivitätslog hat er auch schon wieder zwei Tage am Stück durchgemacht. Ich hab da nichts dagegen, aber auch nur, wenn es sinnvoll erscheint und nicht dauernd passiert.“
„Du willst also, dass ich ihn ins Bett schicke? Wie ein Kindermädchen?“
„Nun, ich kann ja nicht jeden Abend wie zufällig in Richtung Cockpit gehen und wenig später mit dem Piloten wieder verschwinden. Außerdem ist die einzige Maßnahme, die EVI machen kann, eine Vollsperrung seiner Zugriffsdaten.“
„Also eine Zwangspause. Das ist gefährlich. In einer brennzlichen Situation kann niemand schnell genug reagieren. Ich werd mal schauen was ich machen kann. Will er heute wieder durchmachen?“, fragte Seraphim.
Vor Phoenixclaw erschien ein kleines Hologramm.
„Ja. Mittlerweile hat er 54 Stunden. Noch zwei mehr und sein Zugriff wird gesperrt.“
„Ok, ok. Ich mach das schon. Geh du ruhig hoch und ruh dich aus.“
Phoenixclaw nickte.
„Schlaf gut.“
„Du mich auch.“

Phoenixclaw konnte in der Nacht nicht schlafen. Zwar hatte sie endlich die Koordinaten für die Kollektoren-Basis, aber ihre Lage war mehr als ungünstig. Silver hatte ihr über EVI sagen lassen, dass er die Koordinaten selbst nicht berechnen kann und sich vollkommen auf EVI verlassen muss. Desweiteren ist das Sprungprotokoll der Blackbird nicht auf Flüge in den Omega-Sektor ausgelegt. Dazu bräuchte das Protokoll von anderen Wing-Schiffen, die öfters dort rein fliegen. Eine entsprechende Anfrage wurde zwar schon von EVI geschickt, bis jetzt kam aber noch keine Antwort.
Sie drehte sich auf die Seite und versuchte nochmal einzuschlafen, leider ohne Erfolg. Entmutigt gab sie auf und zog sich an.

Sie fuhr runter aufs Mannschaftsdeck und wollte sich aus dem Kühlschrank ein provisorisches Frühstück nehmen, allerdings war sie nicht alleine.
Tesera saß alleine an einem der Tische und hatte eine Schale mit leuchtendem Nebel vor sich stehen. In der Hand hielt sie ein Datenpad. Sie fühlte sich unbeobachtet, da sie keinen Löffel nutze um die Flüssigkeit in der Schale zu trinken – was sie sonst immer tat um nicht zu gierig oder unzivilisiert zu wirken – sondern unkompliziert aus der Schale selbst trank. Es wirkte so, als würde der Helm die Flüssigkeit ohne Probleme durchlassen.
„Morgen, Tesera. Kannst du auch nicht schlafen?“, fragte Phoenixclaw einfach. Tesera stellte die Schale schnell wieder auf den Tisch und schaute sie an.
„Morgen, Commander. Nein, das ist mein Biorhythmus. Ich komm mit drei Stunden Schlaf aus. Was ist mit Ihnen?“
„Mir bereiten die Kollektoren irgendwie Kopfschmerzen. Momentan können wir sie nicht angreifen, da wir die nötigen Sicherheitsprotokolle für den Antrieb nicht haben. Bis dahin sollte ich mir eine Taktik ausdenken, doch irgendwie fällt mir keine ein. Was ist mit dir? Was bereitet dir Sorgen?“
Tesera machte einen kleinen Wink mit dem Datenpad.
„Das hier. Das ist der Zivilisationsbericht meiner Spezies. Die Wirtschaft stagniert schon wieder, darum gibt es wieder mehr Piraten und Schmuggler.“
Phoenixclaw horchte auf und erinnerte sich an den Piratenvorfall von vor vier Jahren. Das waren damals doch Piraten mit der Statur von Turianern, die aber keine Turianer waren. Könnte es sein?
„Tesera, die Feret’asimer, nun, sind ein friedliches Volk, oder?“
„Ja klar.“
„Ok, und trotzdem gibt es Piraten und Schmuggler unter ihnen? Wie viele?“
„Momentan wieder mehr. Nur Leute ohne Perspektive werden zu Piraten oder Schmugglern. Leute, die sonst ihre Familie oder sich selbst nicht mehr versorgen können. Vor vier Jahren brach unsere Wirtschaft nach dem Zerfall des Handels mit den Heretern ein. Danach bildeten sich viele Banden, die meisten haben sich wieder aufgelöst, aber einige existieren noch.“
„Hast du von einer Bande gehört, die in den Terminus-Systemen unterwegs waren?“
„Terminus? Was ist das?“
„Äh... die hinteren Systeme. Wie heißen die? Lambda und so. Eben die hinteren.“
„Ach, du meinst die Zenkoras-Bereiche? Ja, da gab es eine Bande namens „Zen’fi rask‘ svaena“, übersetzt so was wie „Die kalten Bestien auf schnellen Füßen“. Die waren sehr bekannt und gefürchtet. Irgendjemand hat ihre Stellung nach einen Angriff aus einem Jäger heraus bombardiert. Mit so einer Taktik rechneten sie nicht. Hat sie und ihr Lager vernichtet.“
„Hm... Das dürfte ich gewesen sein. Die haben bei besagten Angriff meinen Captain getötet und zwei weiteren Soldaten so schwer verletzt, dass sie ausgemustert wurden.“, meinte Phoenixclaw.
„Die Möglichkeit besteht. Bis heute weiß niemand wer das war.“
„Und selber? Wann bist du Tensagis Truppe beigetreten?“
„Vor bald zwei Jahren. Meine Mutter konnte mich und meinen Bruder nicht mehr versorgen. Unser Kodex zwang mich als die Ältere zum Gehen und Arbeiten. Tensagi nahm mich auf, als sie das Händlerschiff, auf dem ich arbeitete, kaperte. Sie hatte mein Potenzial erkannt. Und das lag nicht im Sortieren und Deklarieren von Ware.“
„Verstehe. Du hast also immer schon ein hartes Leben gehabt. Aber, du sagtest gerade etwas von „Kodex“. An was musst du dich da noch halten?“
„Der Kodex ist ein, auf Stein geschriebenes, Gesetz. Alle Feret’asimer halten sich dran; wer es nicht macht, wird verstoßen. Es geht da um wichtige Verhaltensweisen für das Zusammen- und Überleben. Commander, wir leben auf lebensfeindlichen Planeten. Unsere Stämme sind kleine, aber mächtige Zusammenschlüsse. Wir können niemanden entbehren, niemand kann einen Egotrip verantworten, wir alle müssen zusammenhalten, sonst könnten wir auf solchen Planeten nicht überleben.“
„Eure Evolution hat es echt nicht gut gemeint, oder? Natürlich, ihr seid sogar in der Lage mit einem Atemgerät und nur Druckanzug im Weltall zu überleben, aber sonst. Normale Planeten und normale Kolonien fallen bei euch relativ flach, außer ihr trag diese Anzüge.“
„Naja, an die Anzüge gewöhnt man sich mit der Zeit. Es ist ja nicht so, dass wir hermetisch abgeriegelt sind. Das einzige was er hauptsächlich abhält ist die Wärme. Zusätzlich kann ich die Poren in meinem Helm so einstellen, dass keine Luft rein kann, praktisch für Einsätze in giftigen Atmosphären. Aber sonst. Du trägst doch auch einen Anzug.“, Tesera deutete auf den Proxima-Anzug.
„Ja schon, aber ich kann jeder Zeit raus hüpfen. Ohne deinen Anzug bekommst du einen Hitzschlag.“
Tesera lächelte gequält und trank den Rest ihrer Nebelsuppe aus.
„Unterschätz uns nicht. Wir haben mehrere duzend Kolonien und unsere Kriegsführung ist härter als die der Altairs. Wir können uns bei Bedingungen für normale Spezies vielleicht nur im Anzug bewegen, aber dafür sind wir auch ernstzunehmende Gegner.“
Phoenixclaw lächelte und holte sich was zu trinken. Sie hatte von den ökosystemzerstörenden Kryo-Bomben schon gehört.

In dem Moment schlurfte Reak’a hinzu. Seine Schwänze schwangen bei jedem seiner Schritte knapp über den Boden und seine Augen konnte er gerade so offen halten.
„Was ist denn hier schon los?“, fragte er etwas verwundert.
„Morgen. Wir diskutieren über dies und das.“, antwortete Tesera und stand auf.
„Genau, was ist denn deine Lebensgeschichte?“, fragte Phoenixclaw gerade heraus, während sie nun im Kühlschrank nach Milch wühlte.
Reak’a schaute etwas verwirrt, scheinbar verstand er die rhetorische Frage nicht. So antwortete er nach kurzer Zeit:
„Ich war der zweitälteste Sohn des Stammesführers, aber der Stärkste unter meinen sieben Geschwistern. Mein Vater ließ mich kurz vor seinem Tod gegen meinen ältesten Bruder um die Rangfolge kämpfen. Ich tötete ihn nach einer harten und langen Schlacht. Das gefiel meinem Vater nicht, er wollte meinen Bruder an seiner Stelle sehen. Also griff er mich ebenfalls an. Zu diese Zeitpunkt hab ich bereits 200 Jahre lang ein Söldnerleben geführt, ich kannte mich aus mit miesen Tricks. Mein Vater unterschätzte mich mehrmals, hätte es lieber mit einem feigen Angriff seiner Truppen oder bei Nacht versuchen sollen. Ich hab ihn ebenfalls besiegt und wurde der Stammesführer. Aber das wollte ich eigentlich gar nicht, weshalb ich meinen jüngeren Bruder als Stellvertreter ernannte und weiter als Krieger durch die Galaxie zog. Erst vor etwa 300 Jahren bin ich zurückgekehrt und hab mein Amt wieder aufgenommen. Seit etwa hundert Jahren engagiert sich mein Sohn für den Clan. Und nun bin ich bei dir.“
Phoenixclaw stand mit offenem Mund herum.
„Ok... danke Reak’a. Ähm... dir sind rhetorische Fragen schon bekannt, oder?“
Reak’a schaute kurz verwundert.
„Also nein... Das bedeutet, dass du auf solche Fragen nicht antworten musst. Sorry für das kleine Missverständnis.“
„Oh, das ist jetzt unangenehm.“, bemerkte Reak’a. „Aber immerhin ist es eine für einen Stammesführer mehr als würdige Geschichte und...“
T'sera kam den leicht strauchelnden Reak’a zur Hilfe und fragte:
„Was machen wir eigentlich wegen der Sache mit der Kollektoren-Basis? Wenn wir die nötigen Protokolle haben, geht‘s dann los, oder brauchen wir noch Vorbereitung?“
Phoenixclaw setzte sich zuerst mit ihrem Müsli an einen Tisch und antwortete dann:
„Das kann ich momentan noch nicht sagen. Im besten Falle können wir dann gleich los. Schlechtesten Falls glauben Techtron oder ich, dass wir noch nicht ganz vorbereitet sind. Am liebsten würde ich aber den Kampf zu den Kollektoren tragen und sie einfach nur in die Luft jagen.“
„Ein guter Plan.“, meinte Reak’a.
„Hab nichts dagegen.“, stimmte Tesera zu.
Während Reak’a sich nun selbst Essen machte (bei ihm wirkte es so, als wolle er den Kühlschrank leeren), meinte er zur sitzenden Phoenixclaw, die mit Tesera noch über deren Volk sprach:
„Da war noch was. Diese blaue Frau... die Asari Thanopis.“
„Enriya Thanoptis. Ja, was ist mir ihr?“, unterbrach Phoenixclaw ihr Gespräch.
„Sie meinte, sie hätte ein weiteres Man’har gefunden.“
„Man’har? Du meinst Marker, oder?“
„Wie auch immer bei euch die Botenstatuen heißen.“
„Wieso hat sie mir das dann noch nicht gesagt? Ok, danke Reak’a, ich werde mal mit ihr darüber sprechen. Macht euch heute übrigens auf einen Routinetag gefasst. Bis jetzt hab ich auftragsmäßig nichts von Wing bekommen, ergo haben wir nichts zu tun.“
Reak’a setzte sich mit seinem Essensberg hin und meinte mit vollem Mund:
„Hab nich‘ dag‘ gen.“

Wie sehr sie sich täuschten...


Ende von Abschnitt XII

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